Bergische Landeszeitung 2012

Bergische Greifvogelhilfe Mit einem Flug in die Freiheit gefeier

Von Angelika Rheindorf

 30.12.12, 21:29 Uhr

Einen Scheck über 1000 Euro erhielt Dirk Sindhu (M., mit   Axel Hirschfeld) von  KSK-Bezirksdirektor Frank Strathmann (r.).

 Einen Scheck über 1000 Euro erhielt Dirk Sindhu (M., mit   Axel Hirschfeld) von  KSK-Bezirksdirektor Frank Strathmann (r.).
 
 
 

 Foto:  Luhr

Rösrath 

Hochbetrieb bei der Bergischen Greifvogelhilfe am Turmhof in Rösrath. Verletzte Krallen, gebrochene Flügel, die Freilassung des jungen Habichtmännchens und – wie ein verspätetes Weihnachtsgeschenk – die Übergabe eines Schecks der Kreissparkasse Köln über 1000 Euro.

Gewonnen hat den Scheck die unter Leitung von Dirk Sindhu stehende Station bei dem Wettbewerb der KSK „Gut für die Region“. Sindhu arbeitet mit acht ständig verfügbaren ehrenamtlichen Mitarbeitern zusammen. Kunden der Sparkasse wählten aus einer Vielzahl von Vereinen, die sich beworben hatten, die Greifvogelstation auf den dritten Platz (Platz 1 ging an „Hits fürs Hospiz“, Platz 2 an den Verkehrskindergarten der Kita Heilig Geist in Gladbach). „Die Summe wird angespart, bis eine geplante neue Voliere gebaut werden kann, die insgesamt 34 000 Euro kostet“, so Sindhu. Den symbolischen Scheck übergab Frank Strathmann, Bezirksdirektor der KSK in Rösrath und Overath.

Ein junges Rothabichtmännchen hatte schon von den Bemühungen der Station profitiert, und konnte, ebenfalls am Samstag, in die Freiheit entlassen werden. Es sei vor etwa zwei Wochen Kindern beim Spielen vor die Füße gefallen, nachdem ein Knall zu hören gewesen sein soll. Die Symptome, Unbeweglichkeit und innere Blutungen, konnte Sindhu bei dem jungen Habicht kurieren. Der sei nun gesundheitlich unauffällig und habe wieder Appetit. Nach dem Schubs in die Luft musste sich der Schützling zunächst orientieren und betrachte das Geschehen aus dem Astwerk der nahegelegenen Bäume. Axel Hirschfeld, Biologe und beruflich im Komitee gegen den Vogelmord e.V., beringte das Tier vor seinem Flug in die Freiheit, im Auftrag der Vogelschutzwarte Helgoland. So kann sein Weg verfolgt und beobachtet werden. Der Rothabicht, so Sindhu, sei eine streng geschützte Art mit stabilem Bestand, 11 000 bis 13 000 Brutpaare habe es nach letzten Schätzungen 2005 in Deutschland gegeben.

Unterdessen erhielt ein altersmäßig schwer einzuschätzender Bussard physiotherapeutische Anwendungen. Helferin Barbara Wolff-Rohland, von Beruf Ballettlehrerin, massierte geduldig dessen linkes Bein. Es sei derzeit gefühlslos und hindere den Bussard beim Greifen. Die Beinfedern abrasiert, sieht er recht mitgenommen aus, und genießt offensichtlich sehr die Bemühungen seiner „Mitmenschen“. Sindhu erklärt: „Bussarde vergessen keine Gesichter.“

Das alles beobachtete auch ein kleinen Käuzchen – eines von aktuell 24 zu versorgenden Tieren – und dachte sich möglicherweise seinen Teil. Es war in einen Kamin gefallen und hat sich die Krallen abgewetzt. Die sind langsam wieder gewachsen – und bald wird es das nächste Tier sein, welches ausgewildert werden kann.

Dirk Sindhu ist seit fast 30 Jahren für die Greifvögel da, seit 11/2010 hat die Bergische Greifvogelhilfe ihren festen Standort am Turmhof in Rösrath. Sindhu zahlt die monatlichen Unterhaltungskosten überwiegend aus eigener Tasche, das Gelände für das „Greifvogelkrankenhaus“ habe der Rheinisch Bergische Kreis zur Verfügung gestellt.

– Quelle: https://www.rundschau-online.de/4773696 ©2018