Unsere Arbeit

Warum Greifvögel, Eulen und Falken überhaupt unsere Hilfe brauchen, wollen wir hier an einigen Beispielen erklären. Das Thema "Kaminkauz" haben wir ja bereits an anderer Stelle erläutert.

Netze als Vogelfallen

Jedes Jahr werden Fischadler, Schwarzstörche, Habichte und Uhus aus Abspannnetzen von Fischteichen oder Geflügelausläufen bei uns eingeliefert. Obwohl die Verletzungen meistens nur oberflächlich sind, sind die Tiere nicht flugfähig, geschweige denn in der Lage, sich selber draußen zu erhalten. Häufig weisen die Tiere eine deutliche Untertemperatur auf. Die Tiere haben in Todesangst und Panik teils stundenlang versucht, sich aus ihrer misslichen Lage zu befreien und dabei alle Energiereserven aufgebraucht. Der Stoffwechsel ist inzwischen auf anaerob umgestellt. Nach der Sicherung solcher Tiere dauert es bis zu 21 Tage bis sich der Stoffwechsel der Tiere wieder normalisiert hat. Diese Patienten werden anfänglich mit Infusionen stabilisiert.

Uhu aus Netz

Netze über Fischteichen sind unter bestimmten Bedingungen ausschließlich über gewerblichen Anlagen zugelassen. Dabei muss sichergestellt sein, dass die Spannung dieser Netze ausreichend ist und dies muss mehrmals täglich kontrolliert werden. Das gleiche gilt eigentlich für die Netze über Geflügelausläufen. Wenn die Netze so angebracht sind, dass sie Wildtieren als Falle dienen, müssen sie als solche gewertet werden und sind somit unzulässig.

Auch Netze an Balkonen zur Taubenabwehr oder wegen der Katzen oder Netze über Obstbäumen können zu solchen Fallen werden.

Warum sind Zäune eine Gefahr?

Ähnlich verheerend wie Netze sind Zäune – für jagende Vögel oft unsichtbar. Dabei spielt es keine Rolle, ob es der locker gespannte Wildzaun ist, das Schaf- oder Geflügelnetz oder achtlos entsorgter Maschendrahtzaun. Stacheldraht wird insbesondere für Eulen zur tödlichen Falle. Im letzten Jahr durften wir ein junges Seeadlerweib auf die Auswilderung vorbereiten, die bei einem ihrer ersten Jagdversuche in einem Zaun hängengeblieben war.

Welche gefährlichen Hindernisse gibt es in unserer Menschenwelt noch?

Glasfassaden, große Fenster, Züge, LKW und Autos bescheren uns jedes Jahr eine große Anzahl von Patienten, die mindestens eine Gehirnerschütterung haben – sehr oft allerdings multiple (offene) Brüche. Wir haben tolle Tierärztinnen, die Brüche hervorragend richten und fixieren können, wenn sie weit genug von den Gelenken entfernt sind. Bereits nach sehr kurzer Zeit sind die Knochen meist wieder stabil und die Vögel dürfen in der großen Voliere ihre Flugkünste trainieren, bis sie wieder fit für die Freiheit sind.

 

Süß und meistens gar nicht so hilflos: Jungvögel

Wir bekommen jedes Jahr unzählige Jungvögel – viele wirklich hilflos, manche aus Unwissenheit eingesammelt. Ähnlich wie bei Singvogelästlingen, Rehkitzen oder jungen Feldhasen wirken diese auf hilfsbereite Menschen hilflos, weil die Eltern nicht in der Nähe sind (oder die eigene Katze/der eigene Hund während der sensiblen Zeit nicht ferngehalten werden kann). Während Eulen eine ausgeprägte Ästlingsphase haben und hervorragend klettern können, müssen unten sitzende Greifvögel und Falken auf Verletzungen untersucht und im Idealfall zurück ins Nest gesetzt werden. Letztes Jahr hatten wir über 150 junge Turmfalken zur Aufzucht – und jeder von denen frisst pro Tag mindestens eine Maus.

 

Auch das ist weiterhin ein Thema: Illegale Verfolgung

Leider gibt es immer noch zahlreiche Menschen, die Greifvögel für ein Problem halten, das sie selbst lösen wollen. Wir arbeiten mit dem Komitee gegen den Vogelmord zusammen, das uns immer wieder unglaubliche Fälle bringt.

 

Vergiftungen – unmittelbar und indirekt – kommen immer wieder vor

Zum einen sind die frei verkäuflichen und unkontrollierten Rodentizide ein Problem, denn Greifvögel und Eulen fressen natürlich gerne langsame, orientierungslose (weil vergiftete) Mäuse und Ratten. In manchen Gegenden werden gezielt vergiftete Köder für Greifvögel ausgelegt – in Bayern gerade ein großes Thema. Auch Bleivergiftung kommt gelegentlich vor, wenn Greifvögel Wildreste von Jägern fressen, die Bleikugelfragmente oder Bleischrot enthalten – für die Jagd gibt es inzwischen bleifreie Alternativen, die sich aber leider noch nicht durchgesetzt haben. Besonders pervers sind die Fälle, in denen Menschen aus Langeweile, Spaß oder Hass auf Vögel schießen. Wir haben immer wieder Patienten mit Blei-Diabolos aus Luftgewehren im Köper. Das Blei vergiftet die Vögel von innen – oft verrät uns nur ein Röntgenbild, was dem Tier wirklich zugestoßen ist.

 

Und sonst so?

Außerdem kommen zu uns Vögel mit Verletzungen und Erkrankungen aller Art, immer wieder Vögel, die in nicht abgedeckten Güllegruben gelandet sind, Vögel mit Verbrennungen und Stromschlägen, Vögel, die in Leimfallen kleben geblieben sind, Beschlagnahmungen durch das Veterinäramt und auch Abgabevögel von Falknern, die ihre Vögel nicht mehr halten können (oder verstorben sind) und die keinen neuen Platz finden. Unsere Volieren sind immer voll.